Purim erinnert an die im biblischen Buch Esther (Megillat Esther) beschriebene Errettung der persischen Juden im vierten Jahrhundert v. Ch. Zur Zeit des persischen Königs Achaschwerosch und dessen jüdischer Frau Esther, plante Haman, Achaschweroschs höchster Regierungsbeamte, alle Jüd_innen im Königreich zu töten. Hamans Vorhaben wurde jedoch von Esther vereitelt. Sie setzte sich, unterstützt durch ihren Onkel Mordechai, beim König für ihr Volk ein und bewegte ihn dazu, den Jüd_innen per Dekret das Recht auf Selbstverteidigung gegen Übergriffe zuzugestehen. Diese verteidigten sich erfolgreich und Hamans Plan scheiterte. Der Name Purim leitet sich von dem Wort „pur“ (Plural Purim) ab, was soviel wie „Los“ bedeutet („ein Los ziehen“), aufgrund der Lose, die Haman ziehen ließ, um den Vernichtungstag der Jüd_innen zu bestimmen.
In der Synagoge wird aus diesem Anlass ein Gottesdienst gefeiert, bei dem es meist nicht übermäßig ernst zugeht. Sehr verbreitet ist die Tradition, während der Lesung der Megillat Esther in der Synagoge jede Nennung des Bösewichts Haman mit ohrenbetäubendem Lärm durch Rasseln und Ratschen zu begleiten. Der Tag vor Purim heißt „Fasten Esther“ und erinnert daran, dass Esther und ihr Volk fasteten, während sie G‘tt um Rettung vor Hamans Dekret anflehten.
Purim wird am 14. oder 15. Tag des jüdischen Monats Adar gefeiert und fiel im Jahr 2019 auf den 21. März.
Liora Jaffe, Dialogperspektiven-Alumna:
Purim, das ist der glücklichste Tag des Jahres! Diese Aussage ist nicht nur subjektiv zu verstehen, sondern entspricht auch der jüdischen Tradition dieses Festes. Purim, der Feiertag des Loses, ist ein Fest der jüdischen Königin Esther, die die Juden vor dem bösen Wesir des persischen Königs Achashverosh, namens Haman (boo) rettet.
Hier einige der Gründe, warum Purim mein Lieblingsfeiertag ist: Die Megillat Esther wird oft als feministischer Text gelesen, mit starken Frauen und Heldinnen. Mit der Unterstützung ihres Onkels Mordechai wird die Jüdin Esther Königin von Persien, wobei sie jedoch zu ihrem eigenen Schutz ihre Identität geheim halten muss. Als der böse Haman (boo) eine Lotterie veranstaltet, um das Datum für die Hinrichtung aller Juden im persischen Reich zu bestimmen, enthüllt Esther ihre wahre Identität als Jüdin ihrem Mann, dem König, und rettet das jüdische Volk! Frauenpower!
Zu Purim gibt es einige Mitzvot –Pflichten – die sicherzustellen sollen, diesen Tag richtig zu feiern!
Eine Mitzva ist, Bedürftigen Geld zu spenden, damit alle Mitglieder der Gemeinschaft gemeinsam feiern können. Zudem bereiten wir kleine Körbe gefüllt mit Essen und Leckereien für Freunde und Verwandte vor. Diese Mitzva heißt Mishloach Manot. In meiner Gemeinde in den USA war es typisch, aufwendige Geschenke mit jährlich wechselnden Themen vorzubereiten und diese vor Purim zu verteilen. Schließlich haben wir ein festliches Essen, das auch das Trinken beinhaltet. Die Tradition sagt sogar: Man soll trinken, bis man Mordechai und Haman nicht mehr unterscheiden kann. Aus diesem Grund ist Purim ein Feiertag, bei dem es typisch ist, große Partys zu feiern, sei es auf den Straßen von Tel Aviv oder in einem Club in Berlin. Vielen Kindern und auch Erwachsene verkleiden sich, etwa als Königin Esther oder Mordechai. Und man backt dreieckige Kekse, die Hamantaschengenannt werden. Diese Kekse werden so geformt, dass sie an die Ohren des bösen Haman (boo) erinnern.
Lasst die Feierlichkeiten beginnen! L’chaim und Purim Sameach!
Liora Jaffe studierte Soziologie und Rechtswissenschaften an der University of California in Berkeley und lebt seit 2013 in Deutschland. Nach einer Fellowship bei einer Hilfsorganisation studiert sie nun im Master Interdisziplinäre Public und Nonprofit Studien. Liora Jaffe war Stipendiatin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks sowie Teilnehmerin der Dialogperspektiven. Liora engagiert sich zudem bei „Studentim“, einer jüdischen Studierendeninitiative in Berlin.
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