Ziele
Religionen und Weltanschauungen bestimmen aktuelle europäische Diskurse fundamental. In der gemeinsamen Arbeit mit zukünftigen europäischen Führungskräften agiert Dialogperspektiven in einem einzigartigen europäischen, global agierenden Netzwerk an der Schnittstelle zwischen Religionen, Weltanschauungen, Politik und Gesellschaft, um den Herausforderungen einer pluralen und zunehmend durch Fragmentierung und Polarisierung geprägten europäischen Gesellschaft zu begegnen. Gesellschaftlichen Zusammenhalt auf der Basis gemeinsamer gesellschaftlicher Ziele zu erreichen – dafür leistet Dialogperspektiven einen entscheidenden Beitrag.
Dialogperspektiven verfolgt diese langfristigen Ziele:
- Dialogperspektiven bildet zukünftige europäischer Führungskräfte zu kompetenten Mitgestalter*innen europäischer Diskurse an den Schnittstellen von Religionen/Weltanschauungen, Wissenschaft, Politik, Kultur, Wirtschaft und gesellschaftlicher Verantwortung aus und stattet sie mit konkreten Fähigkeiten und Werkzeugen aus, gemeinsam Strategien für eine europäische Zusammenarbeit weiterzuentwickeln und zu implementieren.
- Dialogperspektiven schafft ein europäisches, global wirkendes, stabiles Netzwerk aus zukünftigen europäischen Führungskräften und renommierten wissenschaftlichen, zivilgesellschaftlichen, politischen, religiös-weltanschaulichen sowie wirtschaftlichen Partnerinstitutionen und -Organisationen zur aktiven Stärkung europäischer Zusammenarbeit.
- Dialogperspektiven entwickelt und etabliert einen konstruktiven gesellschaftsgerichteten interreligiös-weltanschaulichen Dialog in Europa durch praktische, outcome-orientierte und pluralistische Dialogverfahren und -formate und durch den Transfer von Erkenntnissen des Programms.
- Dialogperspektiven gestaltet aktiv aktuelle und zukünftige europäische Diskurse an den Schnittstellen von Religionen/Weltanschauungen, Wissenschaft, Politik und gesellschaftlicher Verantwortung.
- Dialogperspektiven berät staatliche Institutionen, Wirtschaftsunternehmen, kulturelle und religiös-weltanschauliche Institutionen in Fragen von Pluralitätskompetenz.
- Dialogperspektiven entwickelt Policy Papers für staatliche Institutionen in Deutschland und der EU zu Fragen der Implementierung von Maßnahmen zur Steigerung von demokratischer Partizipation und Pluralitätskompetenz.
Religiös-weltanschaulicher Pluralismus im Zentrum gesellschaftspolitischer Relevanz
Europa ist ein Ort der Vielfalt, ein Raum der Möglichkeiten und der gesellschaftlichen Zusammenarbeit. Der religiös-weltanschauliche Pluralismus Europas hat dabei die Vorstellung einer einheitlichen nationalen oder religiösen Homogenität längst überholt. Gleichzeitig ist Europa geprägt von politischer Fragmentierung und Polarisierung, erstarkendem Nationalismus und der Abwehr alternativer Lebensentwürfe.
Pluralisierung bedeutet nicht nur Vermehrung und Ausdifferenzierung von Identitäten, sondern auch Stärkung religiös-weltanschaulicher Gemeinschaften. In den vielfältigen Gemeinschaften Europas werden längst nicht mehr nur Fragen nach Integration gestellt, sondern kritisches Selbstbewusstsein erprobt, gesellschaftliche Teilhabe eingefordert und an den öffentlichen Diskursen partizipiert.
Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen in Europa reflektieren – Diskurse aktiv mitgestalten – nachhaltig in die Gesellschaft hineinwirken
In diesen Diskursen werden Fragen nach individuellen und gesellschaftlichen Bedeutungen von Religionen und Weltanschauungen im Zusammenhang mit gesellschaftspolitisch zentralen Thematiken gestellt: Migration, Asyl, Flucht und Integration, die Frage nach kollektiver Identität und gesellschaftlichen Werten, Privilegien, Rechten und Verantwortung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen.
Welche Rolle Religionen und Weltanschauungen in der Gestaltung europäischer Gesellschaft einnehmen können, ist dabei ein Aushandlungsprozess, der eben diese gesellschaftliche Pluralität widerspiegeln muss und der gerade auch die einschließen muss, die z. B. nicht religiös identifiziert sind. Interreligiös-weltanschaulichen Dialog verstehen wir hier ganz klar als politische Praxis. Zusammen erarbeiten wir gemeinsame Ziele, um gesellschaftliche Stabilität, Widerstandsfähigkeit und auch Wehrhaftigkeit in europäischen Gesellschaften zu ermöglichen.
Grundlegende Fragen für die gemeinsame Arbeit
- Wie können wir über nationale, kulturelle und religiös-weltanschauliche Grenzen hinweg in einen gemeinsamen, zielorientierten Dialog treten?
- Wie können wir uns als Abbild der zunehmenden Pluralisierung in Europa innerhalb bestehender Diskurse positionieren?
- Welche neuen Formen des Sprechens über Fragestellungen an der Schnittstelle zwischen Religionen, Weltanschauungen, Politik und Gesellschaft lassen sich gemeinsam entwickeln und implementieren?
- Wie können Gegensätze und Konflikte in der jeweils persönlichen Lebensgestaltung thematisiert und gleichzeitig gemeinsame Positionen eingenommen werden?
- Wie können wir gemeinsam Herausforderungen einer pluralen und zunehmend durch Fragmentierung und Polarisierung geprägten europäischen Gesellschaft und Angriffen auf religiöse Minderheiten und dem Infragestellung des interreligiösen Dialogs durch Rechtsextremismus und Nationalismus begegnen?
- Welche Werte machen das Fundament der EU aus und inwiefern prägen diese Werte europäische Gesellschaften tatsächlich?
- Wie lässt sich gemeinsames gesellschaftliches Handeln in Europa gestalten?
Konzeptionelle Grundannahmen
In Auseinandersetzung mit den oben beschriebenen grundsätzlichen Fragen einerseits und der kritischen Reflexion etablierter Formate und Methoden des interreligiösen Dialogs andererseits, sind im Rahmen des Programms eine Reihe konzeptioneller und methodischer Grundannahmen entwickelt worden, die als Basis für das Dialogperspektiven-Programm fungieren:
- Religionen und Weltanschauungen prägen fundamental das Leben und Handeln des Einzelnen und der Gesellschaft. Die Dialogperspektiven gehen grundlegend von Religionspluralismus aus. An einem reflektierten, inklusiven zeitgemäßen interreligiös-weltanschaulichen Dialog sind alle Gesprächspartner*innen gleichberechtigt beteiligt.
- Wenn von Religionen und Weltanschauungen die Rede ist, so werden in Anlehnung an die Sozialstruktur pluralistischer Gesellschaften neben den institutionell gefassten Religionen auch nicht-institutionelle, privatistische und neureligiöse Gemeinschaften, Orientierungen und Überzeugungen sowie auch atheistische oder anti-theistische Anschauungen berücksichtigt.
- Innerhalb des Programms wird keine religiös-weltanschauliche Position favorisiert.
- Vor jedem religiösen Bekenntnis steht bei den Dialogperspektiven konsequent die Begegnung ganz unterschiedlicher Personen, die Vielfalt nicht nur hinsichtlich ihrer religiösen Orientierung repräsentieren, sondern auch bezüglich anderer identitätsstiftender Merkmale wie z. B. sexueller Orientierung, ethnischer Herkunft oder Gender-Identität.
- Beziehungen stehen im Fokus des Programms: interpersonelle, interreligös-weltanschauliche, interkulturelle. Die Begegnung hat die Beziehung zum Ziel: Das Programm lebt vom intensiven Austausch miteinander, von konstruktiver Auseinandersetzung und vom gemeinsamen Erleben religiöser Praxis. Individueller Glauben und weltanschauliche Einstellungen sind für die Teilnehmenden oft Bereiche großer Intimität. Der Austausch bedarf deshalb eines Rahmens, der eine besondere Tiefe der Gespräche ermöglicht – mit dem Ziel, die Beziehungen der Teilnehmenden nach einem Jahr gemeinsamer Arbeit so zu gestalten, dass aus ihnen belastbare persönliche Bündnisse und Koalitionen werden.