Rückblick: Dialogperspektiven Frühjahrsseminar 2022

“Luxembourg — Religious Diversity and the Socio-Political Responsibility of Religious Communities in the Centre of Europe”

Nach zweijährigen pandemiebedingten Absagen war es den Dialogperspektiven in diesem Jahr endlich möglich, ein lang ersehntes Vorhaben in die Tat umzusetzen und mit großer Freude zu unserem diesjährigen Frühjahrsseminar in Luxemburg zusammenzukommen.

Auf Einladung durch und in Kooperation mit der Luxembourg School of Religion & Society (LSRS) fanden sich unsere 75 Teilnehmer*innen des Programmjahres 2021/22 vom 23. bis 27. März vor Ort und digital ein, um ihre im Herbst 2021 begonnene gemeinsame Arbeit fortzusetzen. Das Seminar stand unter dem Titel: ‚Luxembourg — Religious Diversity and the Socio-Political Responsibility of Religious Communities in the Centre of Europe‚.

In unterschiedlichen Reflexions- und Dialogeinheiten fanden die Kerninhalte der Dialogperspektiven im Seminarprogramm Raum. Zu einem breiten Spektrum an Themen fanden sich die Teilnehmer*innen unter Leitung der religiös-weltanschaulichen Begleiter*innen und Referent*innen des Programms in Kleingruppen zusammen und arbeiteten und diskutierten gemeinsam zu Themen wie Pluralismus als Praxis, Klasse und Klassismus, zivilem Ungehorsam und zur Bedeutung von Dialog für gesellschaftliche Utopien. Außerdem gab es die Möglichkeit, einführend und prinzipiell zu Grundbegriffen zu diskutieren, die für einen gesellschaftsorientierten interreligiös-weltanschaulichen Dialog im europäischen Setting relevant sind. Diese Diskussionsrunden bezogen sich unter anderem auf die Begriffe Religion und Weltanschauung, Intersektionalität, Pluralismus, gesellschaftliche Struktur, LGBTIAQ+, Nationalstaatlichkeit und Migration, Identität und Zugehörigkeit.

Das Programm war zudem gestaltet durch zahlreiche unterschiedliche thematische Impulse. Prof. Jean Ehret, Direktor der LSRS, referierte zu theologischen Perspektiven auf interreligiösen Dialog, anschließend an den Vortrag vom Politikwissenschaftler Prof. Philippe Poirier (Universität Luxemburg) zum Verhältnis und der Beziehung zwischen Staat und Religionen in Luxemburg. Die Frage nach unterschiedlichen möglichen Herangehensweisen und Perspektiven auf die Praxis von interreligiös-weltanschaulichem Dialog fand sich erneut auf der Podiumsdiskussion mit Prof. Jean Ehret und Prof. Frederek Musall am Donnerstagabend wieder. Das Gespräch griff sozialpolitische Ansprüche von interreligiös-weltanschaulichem Dialog auf, sowie die Frage, welchen Beitrag Dialog zur Herstellung gesellschaftlicher Solidarität leisten kann.

Ein großer Themenschwerpunkt des Seminars lag auf der Arbeit des Gerichtshofs der Europäischen Union (EUGH), insbesondere in Bezug zur Aushandlung von unterschiedlichen Rechtsebenen: EU-Recht, nationalem Recht und religiösem Recht. Nach einem virtuellen Besuch des Gerichtshofs und einer Präsentation durch Prof. David Hummel, Referent am EUGH im Kabinett der deutschen Generalanwältin Juliane Kokott, stellte unser religiös-weltanschaulicher Begleiter, Jochen Schlenk, die kontrastierenden Herangehensweisen an das Recht auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit anhand unterschiedlicher Rechtssprechungen des EUGH dar. Dieser Themenschwerpunkt mündete in dem Podiumsgespräch und Q&A mit Eleanor Sharpston, frühere Generalsekretärin am EUGH, die von ihrer Arbeit als Generalanwältin berichtete, insbesondere von Fällen, die die Rechte von Arbeitnehmer*innen mit islamischem Kopftuch an ihrem Arbeitsplatz betreffen. An das Podiumsgespräch, das in der Synagoge von Esch-sur-Alzette stattfand, schloss der Shabbat-Gottesdienst gemeinsam mit der liberalen jüdischen Gemeinde von Esch an.

Zuvor hatten Teilnehmer*innen gemeinsam mit der religiös-weltanschaulichen Begleiterin Nour al-Huda Schröter den Gottesdienst zum islamischen Jumu’ah-Gebet am Freitag gestaltet. Ebenfalls dabei war Eric Risch, der als Generalsekretär des Assemblée de la Communauté Musulmane du Grand-Duché de Luxembourg eine Vertretung der muslimischen Gemeinschaft in Luxemburg vorstellte und Fragen der Dialogperspektiven-Teilnehmer*innen zu muslimischem Leben vor Ort beantwortete.

Auch Teil der religiös-weltanschaulichen Praxis während des Seminars war neben morgendlichen Impulsen, in denen Teilnehmer*innen Einblicke in ihre Praxis, in Projekte oder Erfahrungen ihrer Communities gaben, ein ökumenischer Gottesdienst am Sonntag, ebenfalls gestaltet von Teilnehmer*innen der Dialogperspektiven gemeinsam mit der religiös-weltanschaulichen Begleiterin Philine Lewek. Besonders war hierbei, dass die Kapelle der LSRS einen direkten Weg in den Wald erlaubt, der von der Gruppe in einem Spaziergang mit freiwilligen Gebeten mit in den Gottesdienst einbezogen wurde.

Wir danken allen Teilnehmer*innen und Referent*innen herzlich für fünf intensive Tage des gemeinsamen Arbeitens und für ihr Engagement. Nach dem Frühjahrsseminar ist vor der Internationalen Konferenz zum Abschluss des aktuellen Programmjahres – Wir freuen uns auf ein Wiedersehen schon ganz bald — im Juni 2022 in Berlin.
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