Abendveranstaltung 23.02.2017

Podiumsdiskussion

Gottes devote Töchter//Gottes starke Söhne

Gender und Religion: Rollenbilder – Körperbilder – Symbolpolitik

23. Februar 2017 //19 Uhr // Villa Elisabeth
Ist der Islam frauenfeindlich und schwärmt das Christentum von der devoten Frau? Konservieren Religionen patriarchalische Gesellschaftsstrukturen? Sind Religion und Feminismus tatsächlich unvereinbar? Wie kann eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Geschlechtergerechtigkeit ohne Pauschalverurteilungen einzelner Religionsgemeinschaften realisiert werden? Wie kann ein erfolgreiches Einbringen von emanzipatorischen und friedensstiftenden Potenzialen von Religion in den gesellschaftlichen Diskurs funktionieren?

Diese Fragen diskutieren die Journalistin und Netzaktivistin Kübra Gümüşay, der Sozialwissenschaftler Michael Daxner und die Religionswissenschaftlerin Edith Franke gemeinsam mit den Dialogperspektiven-Teilnehmer_innen und dem Publikum des Abends am 23. Februar 2017 in Berlin.

Was allen Religionen als verbindendes Element gemein ist: Religionen treffen Aussagen zu Geschlecht und Geschlechteridentität, sprechen Verbote für Mann und Frau aus und bestimmen mittels Normen Verhalten, Beziehung und Sexualität. Religion beeinflusst bis heute Geschlechter- und Familienvorstellungen, -modelle und –rollen, den Umgang mit Diversity und genderspezifischen Fragen. Zementiert werden damit häufig auch Machtverhältnisse, die jenseits religiöser Traditionen alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringen, wobei hier religiöse Zuschreibungen nicht selten in Konflikt mit Grundrechten und gesetzlichen Regelungen stehen.

Aktuelle Debatten zur Stellung der Frau in der Kirche, zum Zölibat, zum Umgang mit Homosexualität, zum Tragen des Kopftuchs als religiöses Symbol, aber auch die zunehmende Bedeutung von LGBT- Bewegungen in Judentum, Islam und Christentum stellen allesamt Versuche dar, Strukturen religiöser Traditionen zu hinterfragen und mit ihnen zu brechen.

Allerdings sind es überwiegend negativ konnotierte Debatten, die die mediale Berichterstattung dominieren – allen voran die so genannte Kopftuchdebatte, der Diskurs um das Frauenbild junger muslimischer Geflüchteter oder die Angst vor radikalisierten jungen Männern. Pauschalurteile, wie der Versuch, den Islam per se als frauenfeindlich zu markieren, dienen dazu, sich in der westlichen Gesellschaft der eigenen Fortschrittlichkeit und moralischen Überlegenheit zu versichern und von fortbestehenden Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern abzulenken.

Zeitgleich wird eine Vorstellung von Feminismus als westlich-säkularem Gegenentwurf zu patriarchalen Strukturen in Religion konstruiert. Dabei werden Ansätze, feministische Theorien und Religionen zu verbinden, wie etwa das Konzept der Feministischen Theologie oder die aktuelle Debatte um islamischen Feminismus, mehr oder minder ignoriert.

Wo stehen wir heute in diesem Diskurs? Wie wollen wir uns positionieren und welche Rolle kann die Zivilgesellschaft dabei einnehmen? Mit diesen und weiteren wichtigen Fragen zum Verhältnis von Religion und Gender werden wir uns am Abend des 23. Februar 2017 auseinandersetzen und sie gemeinsam mit unseren Gästen und einem interessierten Publikum diskutieren.

 

Rückblick

Rückblick der Abendveranstaltung vom 23.02.2017 (mit Video) im Dialog-Blog

 

 

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