Das Verhältnis der Mehrheitsgesellschaft zu ihren Minderheiten – und vice versa – und das Verhältnis der Communities zueinander werden seit Jahrzehnten unterschiedlich gelebt und konzeptionalisiert. Das Modell von „Integration“ forderte mehr Teilhabe für Minderheiten und eine Anpassungsleistung von Zugewanderten. In den 1990er Jahren wurde das Konzept des „Multikulturalismus“ populär. In den letzten Jahren artikulierten Minderheiten ihre Positionen immer vernehmlicher. Begriffe wie die „postmigrantische Gesellschaft“ oder „Neue Deutsche“ zeugen von gewachsenem Selbstbewusstsein. Schluss mit dem „Integrationstheater“, „desintegriert Euch!“, forderte 2018 der Lyriker und Publizist Max Czollek. Gefordert wird heute eine positiv besetzte „radikale Vielfalt“ und die Bereitschaft der Mehrheitsgesellschaft, sich zu verändern
Wie können Migration, Nation und Identität neu gedacht werden? Wie können wir Identität als fluide Kategorie konzipieren und gleichzeitig „Minderheitenpolitik“ machen, Quoten fordern und Teilhabe erkämpfen? Wie können wir solidarisches Handeln organisieren, lokal und global? Wie lassen sich konkrete Forderungen in politisches Handeln übertragen und im politischen Prozess durchsetzen? Wie entwickeln wir mit welchen Partner*innen Strategien gegen Nationalismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus, (antimuslimischen) Rassismus und Sexismus? Welche Funktion und vor allem welche konkreten Ziele können Allianzen haben, um Zivilgesellschaft zu stärken und für gemeinsame Ziele einzutreten?
Über diese und weitere Fragen diskutieren am 22. Oktober 2020 um 19 Uhr Lamya Kaddor, Michel Friedman, Rebecca Rogowski und Semra Kızılkaya, moderiert von Jo Frank.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Tage der Jüdisch-Muslimischen Leitkultur statt. Die Tage der Jüdisch-Muslimischen Leitkultur finden als dezentraler Kongress vom 3. Oktober bis 9. November 2020 in Deutschland, Schweiz und Österreich statt. Das Projekt befindet sich in Trägerschaft der Leo Baeck Foundation:www.tdjml.org
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