Erinnern in Relation. Perspektiven auf den 9. November

Eine Veranstaltung von Dialogperspektiven/CPPD und des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks in Kooperation mit dem Alexander Haus.

09. November 2021, 17:00, Alexander Haus, Groß Glienicke

 

Revolution, Hitlerputsch, Pogromnacht, Mauerfall: Kaum ein Datum in der deutschen Geschichte ist historisch, emotional und symbolisch so aufgeladen wie der 9. November. Insbesondere die Pogromnacht und der Fall der Mauer werden heute mit dem Datum in Verbindung gebracht. Diese starke Inbezugsetzung spielt für das Narrativ von der Wiedergutwerdung Deutschlands eine wichtige Rolle: Die Friedliche Revolution der DDR-Bürger*innen und die Wiedervereinigung werden nur zu oft zum symbolischen Abschluss mit der Vergangenheit und einem historischem Neubeginn stilisiert.

Aber ließen sich die Ereignisse, die auf den 9. November fallen, nicht anders erzählen? Welche Perspektiven kommen bei der Betrachtung dieses „Schicksalstag der Deutschen“ zu kurz? Und kann die Vielfalt und Unterschiedlichkeit dieser Perspektiven, ein gemeinsames Erzählen und Erinnern von Geschichte ermöglichen?

An die Stelle kompakter Antworten auf all diese Fragen tritt am 9. November 2021 pluralistisches Erinnern in der Praxis: Jonas Fegert, Melina Borčak, Stephanie Kuhnen, Gianni Jovanovic, Peggy Piesche und Sarah Grandke von der Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) sprechen über den 9. November und lassen dabei ein Netzwerk von Konsonanzen und Dissonanzen, von Verdichtungen und Verknotungen, von Ver- und Entflechtungen zwischen verschiedensten Erinnerungsmomenten entstehen.

Die Veranstaltung findet im Garten des Alexander Haus statt. Das Sommerhaus am Glienicker See, erbaut vom jüdischen Arzt Dr. Alfred Alexander, spiegelt deutsche Geschichte. Im Rahmen von Erinnern in Relation wird der interreligiöse Lern- und Begegnungsort A BRAVE SPACE eröffnet. Der von Architekt Jan Bodenstein entworfene Holzpavillon ist angelehnt an eine Sukkah. Er tritt damit auch in einen Austausch mit der Geschichte des historischen Alexander Haus.

Mit Beiträgen von:
Jonas Fegert ist Abteilungsleiter am FZI Forschungszentrum Informatik und Doktorand am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Dort forscht er zu digitaler Bürger*innenbeteiligung, Bekämpfung von Desinformation und Plattformdesign. Am FZI leitet der Alumnus des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks u. a. den Aufbau des House of Participation (HoP).

Melina Borčak ist freie Journalistin und Filmemacherin. Sie informiert und schreibt seit vielen Jahren über den Genozid an den Bosniak*innen. Sie arbeitet außerdem zu den Schwerpunkten (antimuslimischer) Rassismus, Feminismus, antirassistische Medienkritik.

Gianni Jovanovic ist Aktivist und Autor. Er engagiert sich für die Rechte von Sinti*zze und Rom*nja und initiierte u. a. das Projekt Queer Roma. Er arbeitet zu den Themen Intersektionale Diskriminierung, Persönlichkeitsentwicklung von Männern, sowie Empowerment & LGBTIQ.

Stephanie Kuhnen ist lesbische Aktivistin, Journalistin und Autorin. Politisch frühsozialisiert im West-Deutschland der 1980er zwischen Abrüstungsbewegung und AIDS-Pandemie. Ihre Fachgebiete sind queere Politik und Kultur, Schwerpunkt lesbische* Perspektiven, Sichtbarkeiten und Themen.

Peggy Piesche ist Literatur-, Kulturwissenschaftlerin und Aktivistin. Für die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) leitet sie den Fachbereich Politische Bildung und plurale Demokratie mit den Schwerpunkten Diversität, Intersektionalität und Dekolonialität. In der feministischen Bewegung Schwarzer Frauen* ist sie seit 1990 bei Adefra e.V. verwurzelt.

Sarah Grandke ist Historikerin und arbeitet am Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof in der Hamburger HafenCity. Sie arbeitet und forscht u. a. zu den Geschichten von Displaced Persons und Sinti*zze und Rom*nja in Deutschland und dem östlichen Europa, sowie Erinnerungskultur im ländlichen Raum, vor allem in Ostdeutschland.

Anmeldungen an korneli@dialogperspektiven.de oder haerdle@leo-baeck-foundation.de (Presse). Die Veranstaltung findet unter Einhaltung der 3G-Regel im Freien statt. Für einen Schutz vor Regen und Kälte ist gesorgt. Im Anschluss laden wir zum Empfang.

Anreise: Ein kostenloser Shuttlebus von der S-Bahnstation Berlin-Spandau zum Alexander Haus ist engerichtet. Weitere Informationen erhalten Sie nach der Anmeldung.

Die Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) ist ein Netzwerk von über 50 Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Intellektuellen, die zu den Themen pluralistische Erinnerungskultur arbeiten und forschen. Kurator des Projekts ist Dr. Max Czollek, Lyriker und Essayist, die Leiter*innen sind Jo Frank und Johanna Korneli, Dialogperspektiven/Leo Baeck Foundation. Die CPPD ist ein Projekt von Dialogperspektiven. Religionen und Weltanschauungen im Gespräch, einer Initiative der Leo Baeck Foundation.

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