Alumni*ae & Teilnehmer*innen Projekte: Knüpfwerk 2022

Seit 2021 unterstützen wir ehemalige und aktuelle Teilnehmer*innen bei der Realisierung von Projekten, die sich mit relevanten Themen und Fragestellungen an der Schnittstelle von Religionen, Weltanschauungen und Gesellschaft in Europa beschäftigen. Besonders werden länderübergreifende Initiativen gefördert und solche, an denen mehrere Alumni*ae bzw. Teilnehmende zusammenarbeiten.

 

Knüpfwerk 2022

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Das interreligiös-weltanschauliche Projekt „Knüpfwerk“ bringt Jugendliche und junge Erwachsene mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründen in einem Sommercamp zusammen. Dieses wird von gegenseitigem Kennenlernen und der Überwindung von Identitätsbarrieren durch Kunst, Musik und Performance geprägt und fand bereits 2022, vom 19. bis 29. August als Kooperation zwischen Faiths In Tune (Deutschland), The Upper Room (Österreich) und Magnificat Institute Jerusalem (Israel/Palästina), statt. Die 50 Teilnehmenden im Alter von 13-23 Jahren aus Deutschland, Österreich, Israel und Palästina, einige von ihnen auch mit Wurzeln in Afghanistan, Iran, Irak, Russland, Syrien, Tunesien, der Türkei und der Ukraine. Sie spiegelten so eine Vielfalt von Biografien wider, einschließlich Flüchtlings- und Migrationserfahrungen. Der Teilnehmendenkreis war auch religiös vielfältig: vertreten waren Angehörige des alevitischen, buddhistischen, christlichen, hinduistischen, jüdischen und muslimischen Glaubens so wie Atheisten und Agnostiker*innen. Während des Camps schrieben, probten, und führten die Teilnehmenden Theaterstücke zum Thema des diesjährigen Camps „Hope Beyond Borders“ auf.

Der Name des Projekts „Knüpwerk“ bezieht sich auf Stoffe, die mit unterschiedlichen und bunten Fäden gewebt sind und verschiedene Kulturen und Identitäten darstellen. Dies ist das Ziel des Projekts, das 2022 bereits zum zweiten Mal stattfand: junge Menschen aus verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen durch Musik und Theater zusammenzubringen, um interkulturelles und interreligiöses Verständnis sowie eine Gesellschaft zu fördern, die Vielfalt feiert. Indem die Teilnehmenden Zeit miteinander verbrachten, kreativ arbeiteten, und miteinander in Verbindung traten, sind sie durch das Lernen von- und miteinander zusammengewachsen. Sie konnten so Vorurteile überwinden und dauerhafte Freundschaften schließen. Gleichzeitig lernten die Pädagog*innen, Jugendbetreuer*innen und Freiwillige neue, erfolgreiche Methoden für die interreligiöse Arbeit mit jungen Menschen kennen.

Die Vorbereitungen für die Abschlussaufführung fanden im CVJM-Camp in der malerischen Umgebung von Storkow, eine Stadt am See unweit von Berlin, statt. Eine Woche lang wurde dieser Ort von den Teilnehmenden in eine künstlerische Werkstatt und eine Brutstätte der Kreativität verwandelt. Die gemeinsam verbrachte Zeit war geprägt von täglichen Gebeten und Gottesdiensten, an denen Angehörige aller anwesenden Konfessionen und Weltanschauungen freiwillig teilnehmen konnten. Durch das Zusammenleben im Camp, hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, die Traditionen und Lebensweisen der anderen kennen zu lernen. Zu den Aktivitäten gehörten Theaterproben, kreative Spiele zur Stärkung des Teamgeistes, Workshops zu gesellschaftlich relevanten Themen, Ausflüge und gemeinsame Feiern mit Tanz und Gesang am Lagerfeuer. Die Workshops wurden von Musiker*innen verschiedener Religionen aus der künstlerischen Gemeinschaft von Faiths InTune angeführt, die einen Einblick in ihre künstlerische Arbeit und Spiritualität gaben. Zu ihnen gehörten ein jüdischer Sänger und Komponist, der den Jugendlichen bei der kreativen Gestaltung half, ein hinduistischer Künstler, ein polynesischer Tänzer sowie zwei Musiker, ein Israeli und ein Syrer, die ihre Länder verlassen haben und mit dem Ziel, Barrieren und Trennungen zu überwinden, nach Berlin gekommen sind und das interkulturelle „Ajam Quartett“ mitbegründet haben.
Die Teilnehmenden hatten auch die Möglichkeit, an einem ökumenischen Sonntagsgottesdienst teilzunehmen, sowie an musikalischen Gebeten der alevitischen, christlichen, hinduistischen, jüdischen und buddhistischen Traditionen am Morgen und Abend. Ein besonderes Highlight war der Besuch einer Synagoge in Berlin, wo zunächst eine Einführung gegeben und Fragen beantwortet wurden und anschließend alle am Schabbat-Gottesdienst teilnehmen konnten.

Nach einer Woche im Camp in Storkow ging es weiter nach Berlin, wo die Jugendlichen bald U-Bahnhöfe und Straßenkreuzungen in kleine Bühnen verwandelten, um ihre Auftritte zu proben und zu perfektionieren. Am Sonntag, den 28. August 2022, eröffneten die Jugendlichen anschließend offiziell das Faiths In Tune „Berlin Festival der Religionen“ mit der Aufführung ihres selbstgeschriebenen Theaterstücks „Esperanza: Hope Beyond Borders“ im Berliner Kultur- und Theaterzentrum ufaFabrik. Ein Online-Video-Livestream es ihren Freund*innen und Verwandten im Ausland ermöglichte, die Aufführung online zu verfolgen. Durch das Knüpfwerk haben sowohl die Jugendlichen als auch die Betreuer*innen und Pädagog*innen dauerhafte Freundschaften über nationale, religiöse und kulturelle Grenzen hinweg geschlossen und ihr Verständnis für die Kulturen und Lebensweisen der anderen vertieft, indem sie voneinander und miteinander lernten. Auf diese Weise wurde die Gruppe in Vielfalt geeint und alle Teilnehmenden wurden, wie die Jugendlichen selbst sagten, zu „einer Familie für eine Woche“.

Durch die gemeinsamen Erfahrungen und das Erfolgserlebnis, ein eigenes Stück geschrieben und aufgeführt zu haben, wuchsen die Jugendlichen nicht nur in ihren künstlerischen Ausdrucksfähigkeiten und entwickelten ihre Persönlichkeiten weiter, sondern steigerten auch ihr Selbstwertgefühl und entwickelten Motivation für weiteres Engagement. Die Erfahrung war auch eine Bereicherung für alle betreuenden und begleitenden Teammitglieder, die sowohl methodisch als auch über verschiedene Religionen und Kulturen lernten und ihre Fähigkeiten und Kenntnisse erweiterten.

Zitate von Teilnehmenden:

„Das Knüpfwerk ist eine Begegnung von jungen Menschen aus verschiedenen Religionen und mir fehlen die Worte dafür. Ich bin einfach beeindruckt und so geflasht von dem, was wir erreicht haben, was wir auf die Bühne gebracht haben. Und dass es in einer Woche möglich war Songtexte zu schreiben, dass wir in einer Woche Choreographien gemacht haben. Das gibt mir auch das Gefühl, dass wenn die Gemeinschaft gesund ist, wenn alle zusammenarbeiten können, dann wäre das auch an einem Tag möglich. Knüpfwerk sollte es jeden Tag geben.“ (L., Teilnehmerin aus Österreich)

„Man fängt an zusammenzuwachsen wie ein sehr großer verknüpfter Baum, dessen Wurzeln unter der Erde verbunden sind.“ (M., Teilnehmerin aus Österreich)

„Ich spüre Liebe durch die anderen Religionen. Man spürt, dass man nicht so getrennt ist. Man ist eine Familie.“ (M., Teilnehmerin aus Österreich).

„Das Knüpfwerk ist für mich der Ort, an dem ich mich zu Hause fühle und zur Familie gehöre. Der Ort, an dem ich glücklich bin und wo ich mich frei fühle, so zu sein, wie ich bin.“ (L., Teilnehmerin aus Israel/Palästina).

© Anton Tal – www.AntonTal.com @ntontalphoto

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
˝

0
Would love your thoughts, please comment.x