Rückblick: Dialogperspektiven-Konferenz 2020

Online-Konferenz, 18.–21.06.2020

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Ein in vielerlei Hinsicht besonderes Programmjahr ist mit der diesjährigen Konferenz im Juni zu Ende gegangen. Wie bereits das Frühjahrsseminar im März haben wir auch die Abschluss-Konferenz ins Digitale verlegt: Vier intensive Tage gemeinsam mit unseren 52 Teilnehmer*innen, den AG-Leiter*innen und religiösen Begleiter*innen, mit unterschiedlichen Formaten und Schwerpunkten, mit Austausch, gemeinsamem Lernen und Reflektieren, Impulsen und Andachten.

Ein Höhepunkt der diesjährigen Konferenz war die Lange Nacht der Ideen des Auswärtigen Amts am Freitag Abend. Unter dem Titel „Europäische Interventionen – Navigieren durch pluralistische Gewässer“ haben wir zu einem vierstündigen, partizipativen Austausch über Europa eingeladen, bei dem wir uns drängenden Fragen von Pluralität, politischer Teilhabe, Allianzen und gemeinsamer, inklusiver Gestaltung unserer Lebenswelten trotz – oder gerade wegen – der Ambivalenzen und Interdependenzen sprachlicher, religiös-weltanschaulicher und politischer Vielfalt gewidmet haben.
Einen ausführlichen Bericht zur Langen Nacht der Ideen gibt es in Kürze ebenfalls hier im Blog.

Nach der Eröffnung der Konferenz im Plenum gab es in der ersten Session am Donnerstagnachmittag (18. Juni 2020) ein Wiedersehen mit den Arbeitsgruppen-Leiter*innen des Herbstseminars 2020 zum Thema „Religion und Identität“, mit Iman Al Nassre, Hannah Hünniger, Dr. Alexander Graeff und Prof. Frederek Musall. Ein wichtiger Aspekt der gemeinsamen Arbeit während eines Programmjahres ist die kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Themenschwerpunkten, die auch nach den jeweiligen Seminaren fortgesetzt wird. Insofern hatten die Teilnehmer*innen die Gelegenheit, in Kleingruppen gemeinsam mit ihren AG-Leiter*innen an begonnene Diskussionen in den Arbeitsgruppen zu “Anerkennung und Identitätspolitik”, “Multireligiöse Identitäten und Ambiguitäten”, “Durchque(e)ren von Identität” sowie “(Post-)Migrantische Identitätsdiskurse” anzuknüpfen, offene Fragen aufzugreifen und die Erkenntnisse aus dem letzten Herbst im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zu betrachten.

Unsere Konferenzen sind immer auch eine wunderbare Gelegenheit, Ehemalige des Programms kennenzulernen und die verschiedenen Generationen von Teilnehmer*innen zusammenzubringen und zu vernetzen. Leider mussten wir auf das jährliche Alumni*ae-Treffen verzichten, aber ganz ohne unsere Ehemaligen sollte unsere Konferenz nicht stattfinden: Insgesamt sechs Alumni*ae-Salons standen am ersten Konferenztag auf dem Programm, gestaltet und angeleitet durch unsere Ehemaligen, in denen diese den aktuellen Teilnehmer*innen Einblicke in die vielfältigen Themenfelder ihres Forschens und Wirkens gaben und mit ihnen in den Austausch traten.

Auf dem Programm standen:

  • „Project Europe – let´s think big“ über Möglichkeiten europäischer Kooperation und Vernetzung, angeleitet von Felix Leininger,
  • „Resonanzraum: Umgang in und mit eigenen Traditionen“, angeleitet von Julia Winterboer zum Umgang mit persönlichen Ambivalenzen in Tradition und religiösen Zusammenhängen,
  • „Dialogperspektiven von innen“ zu Motivationen der Teilnahme an unserem Programm, unter der Leitung von Barış Şahin,
  • „Welche Funktionen kann die Religion in Prozessen der Biografisierung erfüllen?“ über die Rolle von Religion(en) in der persönlichen Lebensgestaltung, angeleitet von Nanthiny Rajamannan und
  • „About identity, belonging and language“ über den Zusammenhang von Sprache, Zugehörigkeit und Identität, geleitet von Semra Kızılkaya.

Konferenz 2020, Vortrag Asye Basol

Am Freitag standen wie bereits zum Frühjahrsseminar eine gemeinsame Einheit der religiösen Begleiter*innen, ein Impuls zum Freitagsgebet und eine Reflexionseinheit auf dem Programm.
Unter dem Titel „Learning with our spiritual leaders“ gaben Dr. Ayşe Başol, Dr. Kerstin Söderblom und Max Feldhake Impulse zum Konzept der interruptions im Kontext religiöser Schriften, Tradition und Praxis aus islamischer, jüdischer und christlicher Perspektive.

Konferenz 2020, Reflektionseinheit

Im anschließenden Impuls zum Freitagsgebet setzte Ayşe Başol den Fokus auf die Rolle von Frauen in der islamischen Gebetspraxis, in der anschließenden Diskussion wurden Möglichkeiten und Herausforderungen geschlechtergerechter Strukturen religiöser Institutionen thematisiert.

Angeleitet durch Kristina Schneider kamen die Teilnehmer*innen in der Reflexionseinheit „Communication and Controversies – digitally interreligiously“ im Plenum als auch in Kleingruppen zusammen, um über Chancen, Herausforderungen und Ambivalenzen von Begegnung, Arbeiten und Kommunikation im digitalen Raum zu reflektieren.

Der Samstag wurde überwiegend im Schabbat-Modus, also offline, verbracht. Am Abend fand sich die Gruppe wie schon zum Frühjahrsseminar zum „Social Saturday“ zusammen. In offener Runde tauschten sich aktuelle und ehemalige Teilnehmer*innen über die Lange Nacht der Ideen aus,diskutierten Filme und Bücher oder entwickelten spontan Ideen für zukünftige Formate für die Dialogperspektiven.

Konferenz 2020, Predigt Kerstin Söderblom

Die ökumenische Andacht am Sonntagmorgen wurde von Kerstin Söderblom gemeinsam mit Teilnehmer*innen vorbereitet und durchgeführt, mit Taizé Gesängen und einem Ungarischen Segenslied. In ihrer Predigt „With a bible in his hand“ thematisierte Kerstin Söderblom die Black Lives Matter Bewegung, strukturellen Rassismus und die Rolle der Kirche ein.

Mit einer Abschlussreflexion im Plenum endete die diesjährige Konferenz am Sonntagmittag. Die Teilnehmer*innen hatten hier die Gelegenheit, ihre Gedanken zum Programmjahr zu teilen, Feedback zu den Seminaren, Formaten und Themen zu geben und Anregungen, Wünsche und Ideen für das nächste Jahr zu formulieren.

Konferenz 2020, Abschluss

Wir danken unseren Teilnehmer*innen ganz herzlich für ihr Engagement, ihren Einsatz und die vielfältigen Perspektiven und Expertisen, mit denen sie das Jahr mit uns gestaltet.
Ganz besonders dafür, dass sie mit uns in den letzten Monaten den Wechsel in die digitalen Formate gegangen sind und trotz aller Widrigkeiten, persönlichen und akademischen Herausforderungen und Unsicherheiten, die Begegnungen, das Arbeiten und die Diskussionen mit ihrem Engagement und ihrer Zugewandheit gestaltet haben. Zu Beginn des Lockdowns haben wir betont – und der Abschluss dieses Programmjahres hat es auf eindrucksvolle Weise bestätigt: Social Distancing darf nicht wörtlich als Soziale Distanzierung begriffen werden und in der Zeit der dringend gebotenen physischen Distanz ist das Organisieren solidarischen Handelns – lokalen und globalen Handelns – dringlicher denn je.

 

Wir freuen uns sehr auf ein Wiedersehen mit denjenigen, die sich für ein weiteres Jahr entschieden haben und begrüßen die neuen Ehemaligen in unserem Aluni*ae-Netzwerk – Wir zählen auf euch!

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