Mit dem Frühjahrsseminar zum Thema Mehrheiten – Minderheiten haben die Dialogperspektiven das zweite Programmjahr erfolgreich fortgesetzt!
Die Teilnehmenden kamen im polnischen Stettin im Internationalen Dietrich Bonhoeffer Studien- und Begegnungszentrum e.V. zusammen, um gemeinsam zu arbeiten, sich auszutauschen, zu diskutieren, voneinander zu lernen und zusammen ihre religiöse Praxis zu leben.
Während der fünf Seminartage setzten sie sich unter der Anleitung der AG-Leiter_innen Gilad Wiener, Prof. Dr. Frederek Musall, Nanthiny Rajamannan und Dr. Alexander Graeff mit verschiedenen Schwerpunkten des Seminarthemas auseinander.
Die Arbeitsgruppe 1 Majorities and Minorities – The Threats and Promises in Social Diversity beschäftigte sich unter der Leitung von Gilad Wiener mit den Herausforderungen und Chancen einer religiös und ethnisch pluralen Gesellschaft aus persönlicher Perspektive der Teilnehmenden.
In der Arbeitsgruppe 2 Bilder im Kopf: Über den gesellschaftlichen Umgang mit dem bekannten Unbekannten gingen die Teilnehmenden gemeinsam mit Frederek Musall und Nanthiny Rajamannan der Frage nach, wie sich im Rahmen gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse Fremdwahrnehmungen und Selbstverständnisse religiöser Minderheiten verändern und sich aufgrund dieser Dynamik neue Fremd- und Selbstzuschreibungen artikulieren.
Die Arbeitsgruppe 3 Offener Dialog für eine offene Gesellschaft? diskutierte unter Leitung von Dr. Alexander Graeff, inwieweit Vorstellungen und Konzepte von Offenheit für den interreligiösen Dialog anknüpfungsfähig gemacht werden können.
Ergänzt wurde das Seminarprogramm durch verschiedene Abendvorträge mit anschließender Diskussion. Zur Einstimmung auf die Tage im polnischen Stettin gab Dialogperspektiven-Mitarbeiter Adrian Fiedler einen Überblick über die politische und gesellschaftliche Situation im heutigen Polen und ging speziell auf die Lage religiöser Minderheiten ein. ELES-Referent David Kowalski widmete sich der Geschichte der polnischen Jüdinnen und Juden im sozialistischen Polen der 1960er Jahre und erläuterte den Teilnehmenden die spezielle Rolle jüdischer Oppositioneller während der politischen Proteste und die Auswirkungen der antisemitischen Welle 1967/68.
Prof. Dr. Ingo Hofmann, der Beauftrage für auswärtige Angelegenheiten und Menschenrechtsfragen der Bahá’i-Gemeinde in Deutschland, gab eine Einführung in die Religionsgemeinschaft der Bahá’i und ging speziell auf die Situation der Bahá’i als verfolgte religiöse Minderheit im Iran ein.
In ihrem Impulsvortrag Islamische Feminismen formulierte Dialogperspektiven-Alumna Iman Al Nassre Thesen und Fragen zu feministischen Zugängen zum Islam und trat dazu mit den Teilnehmenden in den Dialog.
Am Donnerstag besuchte die Gruppe den Rat der Minderheiten im Ukrainischen Kulturzentrum und kam mit Jan Syrnyk, dem Vorsitzenden der Stettiner Abteilung des Bundes der Ukrainer in Polen, über die Situation der ukrainischen Minderheit und den anderen im Rat vertretenden ehnischen und nationalen Minderheiten in Stettin ins Gespräch.
Im Anschluss führte der Probst der Gemeinde, Priester Robert Rosa die Gruppe durch die Griechisch-Katholische Kirche.
Am Samstagabend war die Gruppe zu Gast im Theater Kana, wo sie nach einem Konzert des Violinisten und Komponisten Alex Stolze mit polnischen Studierenden, Kulturschaffenden und im interkulturellen Austausch Aktiven über gesellschaftliche, politische, kulturelle und religiöse Besonderheiten und Herausforderungen in Polen und Deutschland ins Gespräch kamen.
Eine gemeinsame Schabbat-Feier, angeleitet durch Dialogperspektiven-Rabbiner Alexander Grodensky sowie eine durch die Teilnehmenden organisierte ökumenische Andacht am Sonntagmorgen stellten ebenso wie die geistlichen Impulse zu Beginn eines jeden Seminartages, bei denen unterschiedliche religiöse Riten und Praktiken vorgestellt wurden, weitere Höhepunkte des Seminars dar.
Wir blicken auf fünf intensive Tage voller Diskussionen, Debatten und des Austausches zurück und werden in den kommenden Monaten die begonnene Arbeit in Hinblick auf unsere Abschlusskonferenz des zweiten Programmjahrs im Juli in Lutherstadt Wittenberg fortsetzen. Es freut uns ganz besonders, dass wir gemeinsam mit unseren Teilnehmenden in Stettin einen wichtigen Schritt zur Erweiterung unseres Programms um die europäische Perspektive gegangen sind, die wir in den kommenden Monaten kontinuierlich stärken wollen!
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