Podiumsdiskussion „Religiöse Vielfalt – Mediale Vielfalt. Zur Darstellung von Religionen und Weltanschauungen in den Medien“

 

Am 23. November 2017 findet im Tagungswerk Jerusalemkirche in Berlin die vierte Podiumsdiskussion im Rahmen des Programms Dialogperspektiven statt. Anlässlich dieser Podiumsdiskussionen kommen renommierte Expert_innen des interreligiösen Dialogs mit Dialogperspektiven-Teilnehmer_innen zu aktuellen Themen ins Gespräch.

Am 23. November 2017 diskutieren zum Thema „Religiöse Vielfalt – Mediale Einfalt. Zur Darstellung von Religionen und Weltanschauungen in den Medien“

folgende Expert_innen:

• Mely Kiyak, Publizistin und Autorin (u.a. „Kiyaks Deutschstunde“)
• Mohamed Amjahid, Journalist und Autor („Unter Weißen – was es heißt, privilegiert zu sein“)
• Christoph Wagenseil, Religionswissenschaftler (REMID)

Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion!

Zum Hintergrund: 
Welche Rolle spielt Religion in den Medien? Welche Themen werden behandelt, welche nicht? Wie beeinflusst die Darstellung unterschiedlicher Religionsgemeinschaften Politik und Gesellschaft? Welchen Platz finden Themen wie neue Religionen oder Atheismus? Wie steht es um die Selbstdarstellung religiöser Gemeinschaften? Und wie um die religiöse Vielfalt in den Redaktionen?

Diese Fragen diskutieren die Publizistin und Autorin Mely Kiyak, der Journalist Mohamed Amjahid sowie der Religionswissenschaftler Christoph Wagenseil gemeinsam mit den Dialogperspektiven-Teilnehmer_innen und dem Publikum am 23. November 2017 in Berlin.

Weihnachtsbräuche aus aller Welt, bärtige Männer mit Schläfenlocken, spirituelle Reisen in entlegene Klöster, Meditationspraktiken zur Bewältigung westlicher Sinnkrisen; fundamentalistische Evangelikale im Weißen Haus, islamistischer Terror, fanatische jüdische Siedler, Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche: Klischeehafte und einseitige Darstellung von Religion in den Medien finden sich allenthalben, dies gilt insbesondere für Minderheitenreligionen. Theologische Debatten oder religiöse Inhalte spielen in diesen Darstellungen kaum eine Rolle; wenn Religion medial thematisiert wird, dann vor allem als Klischee.

Damit einher geht eine zunehmende Entpolitisierung der Diskurse, in dem nicht mehr politische Ursachen für gesellschaftliche und soziale Probleme herangezogen werden, sondern religiöse und kulturelle Aspekte in den Vordergrund treten. So wird die Religionszugehörigkeit zum Integrationshindernis, anstatt politische und soziale Fehlentscheidungen zu thematisieren.

Nicht zuletzt nach der Bundestagswahl müssen sich die Medien dem Vorwurf stellen, sie hätten durch ihre Berichterstattung zum Wahlerfolg der AfD beigetragen, indem sie deren Themen – Flüchtlingspolitik, Einwanderung, Islam als Bedrohung – an oberste Stelle gerückt haben.

Wie steht es aber um die positiven Seiten medialer Darstellung von Religion? Und wie um die Selbstdarstellung religiöser Gruppen und Individuen? Hier bieten vor allem soziale Medien große Chancen, religiöse Vielfalt darzustellen. Soziale Netzwerke geben marginalisierten religiösen Gruppen und Individuen eine Stimme und schaffen Räume für Gegenpositionen zu denen religiöser Autoritäten und für neue Allianzen und Bündnisse.

Wo stehen wir heute in diesem Diskurs? Wie können Probleme und Konflikte thematisiert werden, ohne stereotype Fremdwahrnehmung oder radikale politische Untergangsszenarien zu transportieren, aber gleichzeitig ohne zu beschönigen? Wie können wir Medien dazu beitragen, dass sich gesellschaftliche Gräben nicht weiter vertiefen? Ist es Zeit, sich auf die Suche nach einer journalistischen Deeskalationsstrategie zu begeben? Mit diesen und weiteren wichtigen Fragen Darstellung von Religionen in den Medien werden wir uns am Abend des 23. November auseinandersetzen und sie gemeinsam mit unseren Gästen und einem interessierten Publikum diskutieren.

 

Podiumsgäste

Mely Kiyak ist politische Kolumnistin für Zeit Online („Kiyaks Deutschstunde“) und das Gorki Theater („Kiyaks Theater Kolumne“) sowie Autorin mehrerer Bücher und Theaterstücke. Ihr Theaterstück „Aufstand“ handelt von der Utopie einer friedlichen Gesellschaft in Zeiten des Krieges und wird am Gorki Theater Berlin gespielt.  Für die Gründung der Bühnenshow „Hate Poetry“ erhielt sie gemeinsam mit Deniz Yücel, Doris Akrap, Yassin Musharbash und Ebru Tasdemir die Auszeichnung „Journalisten des Jahres 2014“. Für ihre Kolumnen wurde sie außerdem mit weiteren Preisen ausgezeichnet. Seit Januar 2016 leitet Mely Kiyak die politische Matinee „Weltausstellung“ im Schauspiel Hannover, wo sie monatlich mit verschiedenen Persönlichkeiten Themen der Gegenwart diskutiert. In Hamburg kuratiert und moderiert sie für die Körber Stiftung die Gesprächsreihe „Wo ist Deine Kunst zu Hause?“.

 

Mohamed Amjahid ist politischer Reporter und Redakteur beim ZEITmagazin. Er studierte Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin kümmert sich vor allem um frankophone Länder in Europa, den Nahen Osten und Nordafrika. Amjahid wurde 2014 mit dem Alexander-Rhomberg-Preis für Nachwuchsjournalismus ausgezeichnet und war nominiert für den CNN Journalist Award.  Bei Hanser Berlin ist im März 2017 sein Buch „Unter Weißen – was es heißt, privilegiert zu sein“ erschienen. Darin thematisiert er die unterschiedlichen Formen des Alltagsrassismuses, denen People of Color in einer weißen Mehrheitsbevölkerung ausgesetzt sind.

 

Christoph Wagenseil ist Religionswissenschaftler und Vorstandsvorsitzender des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes (REMID). Er studierte Deutsche Sprache und Literatur, Religionswissenschaft und Philosophie in Marburg und war von 2007 bis 2012 am Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters an der Philipps-Universität Marburg tätig. Seit 2007 nahm er zudem verschiedene Lehraufträge im Bereich Religionswissenschaft in Marburg und Bochum wahr. Seit 2005 ist Christoph Wagenseil aktiv bei REMID, und dort seit 2010 für die Statistik der Religionen und Weltanschauungen Deutschlands verantwortlich. Seit 2011 ist Christoph Wagenseil einer von drei Vorstandsvorsitzenden von REMID.

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