Friederike Horlacher

Mein Name ist Friederike Horlacher, ich bin Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Ich habe lange überlegt, ob ich mich für die Teilnahme am Programm bewerben soll. Dagegen sprach, dass ich als getaufte, aber nicht praktizierende Christin eine oft schwierige und wenig religiöse Verbindung mit meiner „offiziellen“ Glaubensgemeinschaft habe. Daher zweifelte ich an meiner Eignung für ein Programm, in dem die eigene religiöse Identität ein Kerngebiet ist.

Dass ich mich trotzdem für die Teilnahme entschieden habe, liegt daran, dass mich die individuelle menschliche Fähigkeit zu glauben und die gruppengesellschaftliche Ebene, die Religion, schon lange unglaublich faszinieren. Meine erste Sommerakademie zum Thema „Monotheismus und Gewalt“, bei der wir mit Theologen und Religionswissenschaftlern über Jan Assmanns Thesen zu Die Mosaische Unterscheidung oder Der Preis des Monotheismus (2003) diskutierten, hat mich sehr beeindruckt. Aufbauend auf diesen Eindrücken folgten Seminarbesuche zum Thema Monotheismus und Geschlecht und eine selbst organisierte Stipendiatenreise nach Israel, wo wir uns auf eine wiederum ganz andere Art und Weise mit (der immer als solche bezeichneten) monotheistisch motivierter Gewalt auseinandersetzten.

Im darauffolgenden Oktober hatte ich die Chance, an der Kooperationstagung zu „Antisemitismus und Antijudaismus“ des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks und der Studienstiftung teilzunehmen. Diese Tagung hat mich nachhaltig geprägt. Nicht nur wegen der spannenden theoretischen Auseinandersetzung, sondern auch dem inspirierenden Umgang mit Religion und Glauben von anderen Mitstipendiat_innen.

Die Frage„Glaubst du an etwas?“ würde ich mittlerweile wieder bejahen; allerdings würde es mir sehr schwer fallen, mich klar zu einem religiösen Glauben zu bekennen und diesen aktiv zu leben. Diese unsichere Beziehung zum Glauben und zur Religion ist mir während meines Studiums häufig begegnet. Was mir dabei oft aufgefallen ist, ist die teilweise Befangenheit, die nicht religiöse Personen im Umgang mit Religiosität empfinden.

Als gefühlte „religiös Außenstehende“ empfinde auch ich Fragen, wie die folgenden, als sehr spannend, aber auch als Gradwanderung:

Wo hört religiöse Glaubensauslebung auf? Wo fängt religiöse Diskriminierung gegenüber Andersdenkender an? Wie geht die Gesellschaft mit Entscheidungen um, die (auch) politisch motiviert sind, obwohl sie religiös rechtfertigt werden – und ist eine derartige Trennung überhaupt möglich? Wie integriere ich wissenschaftliche Erkenntnisse in meinem Glauben? Wie kann ich glauben? Aber auch: Wie erreicht man ein Anerkennen des Religiösen, aber auch des Nichtreligiösen durch die jeweils „Anderen“?

Schon bei der Auswahl dieser Fragen ist mir bewusst geworden, dass ich in den Dialogperspektiven die einmalige Chance sehe, über Glauben und Religion im Hier und Heute zu diskutieren und dadurch über meine eigenen Vorstellungen hinaus gehen kann.

Ich freue mich sehr, durch meine Teilnahme einen Beitrag zum Programm leisten zu können und freue mich sehr auf die Zeit mit den Dialogperspektiven.

˝The programme makes possible something that is all too rare in our society these days: speaking and having discussions across borders, not about each other, but with each other. That can be a hard slog at times, but at the same time the format makes space for follow-up questions and deeper conversations that are only possible through trust on all sides.

Felix, DialoguePerspectives alumnus