Rückblick: European Leadership Workshop 2022 “Inside the EU: Plurality & Anti-Discrimination in the Workplace”

20.- 24. September 2022, Brüssel

Vom 20. bis 24. September fand der diesjährige European Leadership Workshop der Dialogperspektiven in Brüssel statt. Bei diesem Format kommen besonders engagierte und im interreligiös-weltanschaulichen Dialog erfahrene Teilnehmer*innen verschiedener Jahrgänge des Programms zusammen, um gemeinsam an der Übertragung der im Laufe der Jahre entwickelten zentralen Thesen, Erkenntnisse und Forderungen unseres Programms in den politischen Prozess zu arbeiten. Die Workshops bieten zudem Gelegenheit zur intensiven Vernetzung und zum Austausch mit europäischen und internationalen Akteur*innen.

Konkretes Ziel des diesjährigen European Leadership Workshops war die Erarbeitung von Kenntnissen und Fähigkeiten im Bereich politische Interessenvertretung und Lobbyarbeit auf der EU-Ebene – mit inhaltlichem Schwerpunkt auf dem Aspekt von Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund von religiös-weltanschaulichen Orientierungen, Antisemitismus, Rassismus, Geschlecht, Behinderung, sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität. Dafür erhielten die Teilnehmer*innen einerseits methodische und inhaltliche Inputs und hatten andererseits die Möglichkeit sich mit verschiedenen Akteur*innen, Entscheidungsträger*innen und Politikarbeiter*innen über das Erlernte, die legislative und zivilgesellschaftliche Arbeit in Brüssel und natürlich untereinander über ihre unterschiedlichen Projekte auszutauschen und so ihr Wissen in dialogischer Form zu erweitern und zu vertiefen.

Nach der Begrüßung durch Dialogperspektiven-Programmleiterin Johanna Korneli und einer inhaltlichen Hinführung von Henri Vogel, Projektreferent und Workshop-Koordinator, stellten sich die zwanzig Teilnehmer*innen des Workshops – aus verschiedenen Jahrgängen und unterschiedlichen europäischen Kontexten – mit ihren jeweiligen Arbeitsschwerpunkten, Kenntnissen und Erwartungen an die gemeinsamen Tage vor. Bereits hier wurden ihre breite politische, aktivistische und wissenschaftliche Vielfalt und Expertise deutlich.

Den ersten Tag verbrachten die Teilnehmer*innen mit Alina Bricman, Director of EU Affairs bei B’nai B’rith International, die ihnen einen Einblick in ihre konkrete Arbeit als Interessenvertreterin jüdischer Communities in Europa und in die grundlegenden Mechanismen zivilgesellschaftlichen Aktivismus gab: Was macht erfolgreiche Interessenvertretung aus und welche Kenntnisse müssen angehende Führungskräfte diesbezüglich haben? Besonders wichtig war die methodische Abgrenzung zwischen Aktivismus, (zivilgesellschaftlicher) Interessenvertretung und Diplomatie, die ihre jeweils spezifischen Orte und Instrumente in der politischen Arbeit haben. Auf dieser Grundlage bildeten die Teilnehmer*innen Arbeitsgruppen, um die Treffen der folgenden Tage mit Informationen zu den Personen und Organisationen sowie Leitfragen für die Gespräche vorzubereiten.

Der zweite Tag begann mit dem bei der Dialogperspektiven-Konferenz bereits erprobten Format „Sharing your Experience“, bei dem im Rahmen des European Leadership Workshops vier Teilnehmer*innen über ihre wissenschaftliche und professionelle Arbeit berichteten. Fatima teilte ihre Forschungsergebnisse zu religiösem Pluralismus. Jaspreet gab eine Einführung in sein Promotionsprojekt zu psychischen Folgen religiös motivierter Diskriminierung am Arbeitsplatz. Evrim erläuterte die alevitische Form des Taqiya („hide and pretend“) – eine Überlebenstechnik unter religiös diskriminierenden Umständen. Lotta schließlich teilte ihre Arbeitserfahrungen bei einem Unternehmen für professionelle Interessenvertretung für privatwirtschaftliche Unternehmen in Brüssel.

Am Nachmittag trafen die Teilnehmer*innen zunächst Álvaro Antonio Couceiro Farjas vom European Disabilty Forum und besuchten anschließend das Brüsseler Büro von UNI Europa (UNI Global Union) für ein Gespräch mit Mark Bergfeld. In beiden Diskussionsrunden stellten die Gastgeber jeweils kurz ihre Organisationen und ihren Zugang zu Interessenvertretung und Lobbyarbeit in ihren spezifischen Arbeitsfeldern vor. Die anschließenden Gespräche wurden mit großem Engagement geführt und boten jeweils zahlreiche neue Perspektiven auf die Themen Behindertenrechte und Teilhabe sowie Arbeitsrecht und die Rolle von Gewerkschaften beim globalen und europäischen Kampf gegen rechte Regierungen, antimuslimischen Rassismus und Antisemitismus.

Der dritte Tag begann mit einem Besuch des Büros der MEP Gabrielle Bischof im Europäischen Parlament. Ihr politscher Referent Christian Neumann, zuständig für Arbeits- und Sozialpolitik, gab den Teilnehmer*innen einen umfassenden Einblick in EU-Gesetzgebungsprozesse, in die tägliche Arbeit der Parlamentarier*innen und ihrer Mitarbeiter*innen und in das Zusammenwirken mit verschiedenen Interessenvertreter*innen. Auch hier entspannen sich lebhafte Diskussionen über die Möglichkeiten und Grenzen von Repräsentation im Parlament und dessen Wirkmacht in Europa.

Am Nachmittag besuchten die Teilnehmer*innen das Büro des European Youth Forums und wurden von Manon Deshayes und Claudia Pinto (Policy Officers) empfangen, die ihnen Einblicke in aktuelle Projekte zu einem europaweiten Verbot unbezahlter Praktika und zur sozialen Absicherung von Plattformarbeiter*innen gaben. Zum Abschluss des Tages trafen die Teilnehmer*innen Marcel Humuza, Mitarbeiter der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Europäischen Union und Mitglied der Diplomats of Color des Auswärtigen Amts, der einen Einblick in seine Arbeit als Interessenvertreter von PoC, aber auch in seinen Werdegang als Arbeiter*innenkind im diplomatischen Dienst gab.

Der letzte Tag des Workshops diente der Zusammenfassung der Programmpunkte und der Koordination der weiterführenden Arbeit. Es entstanden vier Arbeitsgruppen, von denen drei mit den im letzten European Leadership Workshop entstandenen Policy Briefs weiterarbeiten werden und eine Gruppe, das Gelernte gern in eigenen Zusammenhängen anwenden möchte, um diese Erfahrungen bei der nächsten Dialogperspektiven-Konferenz im Juni 2023 zu teilen.

Wir danken allen Referent*innen für ihr Engagement und die Gastfreundschaft, und unseren Teilnehmer*innen natürlich für diesen gelungenen Workshop und freuen uns auf die weitere Arbeit mit unseren Teilnehmer*innen und werden die Ergebnisse auch hier teilen.

 

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