Es bedarf dringender Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Kompetenz und zur Rechenschaftspflicht von Plattformen, da Desinformation und Polarisierung die Demokratie untergraben und den öffentlichen Diskurs massiv bedrohen.
Die digitale Welt ist untrennbar mit unserem realen Leben verflochten – mit unmittelbaren, oft gefährlichen Konsequenzen. Die rasante Verbreitung von Desinformation und die zunehmende Verbreitung von Hassreden auf Online-Plattformen treiben Spaltung und Gewalt voran. Diese Erosion des öffentlichen Vertrauens zieht offline Kreise und führt zu politischer Instabilität, sozialer Polarisierung und einem erschütterten Vertrauen in demokratische Institutionen. Die Europäische Union hat diese Bedrohungen erkannt, doch Regelungen wie der Digital Services Act sind unzureichend.
Ein einheitlicher europäischer Ansatz ist entscheidend, um Desinformation effektiv zu bekämpfen und die zugrunde liegenden Algorithmen kritisch zu hinterfragen. Wie Professor Achim Rettinger (FZI) hervorhebt, haben die Kontrolle des Online-Raums und insbesondere der KI weitreichende Folgen für unsere Demokratien und kulturellen Identitäten: „Wer die Kuration von Trainingsdaten und die Feinjustierung von KI-Modellen bestimmt, formt die kulturelle Identität dieser Modelle und der Gemeinschaften, die sie prägen“.
Dialogperspektiven vermittelt jungen europäischen Führungskräften die Fähigkeit, sich im interreligiösen und weltanschaulichen Dialog für ein kooperatives, pluralistisches und demokratisches Europa einzusetzen. Die Teilnehmer*innen setzen sich mit zentralen gesellschaftlichen Konflikten auseinander und nutzen den Dialog, um Polarisierung entgegenzuwirken, Pluralitätskompetenzen zu stärken und die europäische Einheit zu fördern. In einer Zeit, in der Desinformation, Hassreden und algorithmische Manipulationen demokratische Prozesse sowohl online als auch offline gefährden, hebt das Programm die Dringlichkeit hervor, die digitale Demokratie aus einer pluralistischen Perspektive entschlossen anzugehen.
Der Dialogperspektiven European Leadership Workshop 2024, der in Zusammenarbeit mit dem House for Participation und Tage für Demokratie Karlsruhe durchgeführt wurde, ist Teil des EU-geförderten TWON-Projekts im Rahmen von Horizon Europe, das den Einfluss sozialer Netzwerke auf die Demokratie untersucht. Die Teilnehmer*innen untersuchten, wie Online-Plattformen politische Debatten prägen, Desinformation verbreiten und die soziale Polarisierung vorantreiben, und konzentrierten sich gleichzeitig auf umsetzbare Lösungen für die digitale Demokratie. Die Diskussionen zeigten, wie KI und Algorithmen in sozialen Medien Polarisierung und Krisen verstärken, und stellten die Wirksamkeit der EU-Gesetzgebung für digitale Dienste bei der Bekämpfung von Desinformation in Frage. Pre-Bunking- und De-Bunking-Strategien wurden als Schlüsselinstrumente für eine proaktive Sensibilisierung gegen falsche Darstellungen hervorgehoben, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen von digitalem Hass auf Minderheiten. Öffentliche Veranstaltungen wie das World Café und das BarCamp vermittelten Erkenntnisse über die Gestaltung eines inklusiveren Online-Umfelds. Die Veranstaltung betonte die Rolle digitaler Plattformen bei der öffentlichen Meinungsbildung, insbesondere für marginalisierte Gruppen, und untersuchte ethische Bedenken hinsichtlich des globalen Einflusses sozialer Medien. Der Workshop schloss mit politischen Empfehlungen, darunter Medien-kompetenzprogramme, institutionelle Unterstützung für öffentliche Plattformen und ein stärkerer rechtlicher Rahmen für soziale Medien.
Die Bekämpfung der digitalen Polarisierung muss im Mittelpunkt unserer gemeinsamen Bemühungen stehen, eine wirklich pluralistische und integrative Gesellschaft aufzubauen. Wir von Dialogperspektiven sind uns bewusst, dass die Förderung digitaler Kompetenzen allein nicht ausreicht, um die wachsende Spaltung in den digitalen Räumen, in denen die Polarisierung wächst, zu überwinden. Wir plädieren für den Ausbau von Bildungsprogrammen, die über die Vermittlung von Grundkompetenzen hinausgehen und die Bürger*innen dazu befähigen, sich nicht nur kritisch und verantwortungsvoll in digitalen Räumen zu bewegen, sondern diese auch aktiv mitzugestalten, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Dies ist besonders wichtig im Kampf gegen die Zunahme von Desinformation, Hassreden und ausgrenzenden Narrativen, die unsere demokratischen Prozesse bedrohen.
Unsere Arbeit bei Dialogperspektiven setzt sich bereits für die Entwicklung von Pluralitätskompetenz ein und versucht der Polarisierung entgegenzuwirken. Um diese Bemühungen zu unterstützen, fordern wir mehr politische und gesellschaftliche Unterstützung auf nationaler und supranationaler Ebene. Durch die Ausweitung solcher Initiativen stellen wir sicher, dass die Demokratie anpassungsfähig und widerstandsfähig bleibt und in einem digitalen Zeitalter erfolgreich sein kann, in dem die Integrität pluralistischer Werte ständig in Gefahr ist.
Next Steps:
Festveranstaltung “Reflecting the Past, Envisioning the Future”
Decade Edition 2024 | “Reflecting the Past, Envisioning the Future: European Core Conflicts in a Time of Polycrisis”
Wenn Sie mehr über unsere bevorstehenden Veranstaltungen oder Einblicke in unsere politischen Empfehlungen erfahren möchten, kontaktieren Sie uns bitte unter info@dialogperspektiven.de.
TWON (project number 101095095) as a research project is fully funded by the European Union under the Horizon Europe framework (HORIZON-CL2-2022-
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