Alexander Graeff: Tagungsbericht vom Herbstseminar 2015

Tagungsbericht vom Seminar 1: Gottesbegriffe und Sprechen über Gott (30.09.-04.10.2015)

Arbeitsgruppe 3: Neue Religionen, Esoterik, Spiritualität
Thema: Gottes Selbstoffenbarung – Über den einen Gott und dessen Licht
Leiter: Dr. Alexander Graeff

Die Arbeitsgruppe 3 im Rahmen des ersten Teils der DIALOGPERSPEKTIVEN befasste sich mit religiöser Kommunikation aus dem Feld der nicht-institutionellen, immanenten und privatistischen Formen von Religiosität und Spiritualität.

Arbeitsgruppe 3, Bild: Adrian Fiedler

Im Hinblick auf ein religiöses Sprechen ohne »Gott« bearbeitete die AG seminaristisch Forschungsliteratur und Quellen bzgl. verschiedener Religionen ohne Gottesbegriff, der nicht notwendigerweise zur Identität einer Religion gehören muss und dies insbesondere im Feld der heute statistisch signifikanten Phänomene Neue Religionen, Esoterik und Spiritualität deutlich wird.

Den Teilnehmenden der AG lag vor allem am Herzen, sich zunächst einen systematischen Überblick über das bearbeitete Feld zu verschaffen, um dann – hieran anknüpfend – zu prüfen, inwieweit Kommunikationsformen aus dem besagten Feld für interreligiöse Diskurse, die nach den Funktionen von Religionen in unserer Zeit
fragen, fruchtbar gemacht werden können. Dabei kristallisierte sich die anthropologische Perspektive – neben der religionssoziologischen – als eine unterschiedliche Religionen und Konfessionen zusammenführende Perspektive heraus, da so vor dem Hintergrund einer anthropologisch begründeten Erfahrung von Transzendenz
ein Konsens trotz unterschiedlicher Gottesbegriffe und Theologien erreicht werden kann.

Die AG-Arbeit wurde vonseiten der Leitung durch folgende Leitfragen strukturiert, die ebenso auch als formale Struktur der AG-Abschlusspräsentation dienten:

  1. Was sind die zentralen religionssoziologischen Thesen über nicht-institutionelle, immanente und privatistische Formen von Religiosität und Spiritualität?
  2. Welche Vorstellungen aus dem nicht-institutionellen, immanenten und privatistischen Religions- und Spiritualitätskontinuum können den interreligiösen (oft durch institutionelle und monotheistische Religionen
    geprägten) Diskurs bereichern?
  3. Welche Vorstellungen aus dem nicht-institutionellen, immanenten und privatistischen Religions- und Spiritualitätskontinuum sind fruchtbar für einen ethischen Diskurs?
  4. Welche Vorstellungen aus dem nicht-institutionellen, immanenten und privatistischen Religions- und Spiritualitätskontinuum sind vor dem Hintergrund ethischer Diskurse kritisch zu betrachten?

Fragen A und B wurden ausgiebig von der AG bearbeitet, wohingegen Fragen C und D aus zeitlichen Gründen nur am Rande diskutiert werden konnten. Im Hinblick auf das Seminarthema »Gottesbegriff und Sprechen über Gott« des ersten Teils der DIALOGPERSPEKTIVEN waren C und D wohl auch nicht zwingend zu thematisieren, sollten allerdings im geplanten zweiten Teil zum Thema »Menschenbilder – Gesellschaftsbilder« unbedingt berücksichtigt werden.

Die AG3 hat gezeigt, dass von Seiten der Teilnehmenden ein enormes Interesse an alternativen Theologien und Religionen besteht, und interdisziplinäre Perspektiven aus den Bereichen Soziologie, Anthropologie, Ethik und Wissenschaftstheorie als unabdingbar für den interreligiösen Dialog bzw. Diskurs betrachtet
wurden.

Daneben zeigte die im Anschluss an die AG-Abschlusspräsentation stattgefundene Diskussion im Plenum, dass große Lücken bzgl. der Fragen nach zeitgemäßer gesamtgesellschaftlicher Verortung des Praxisfeldes »Religion« und seiner Wechselwirkung mit anderen Praxen (z.B. Politik, Ethik) bestehen, die besonders
bei der Erwähnung einer konstruktivistisch gedeuteten, psychosozialen Realitätsverarbeitung seitens des autonomen Subjekts der Moderne hervortraten.

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