Rückblick: „Identitätspolitik versus gesellschaftlicher Zusammenhalt?“ (Video)

Unter dem Titel „Identitätspolitik versus gesellschaftlicher Zusammenhalt?“ diskutierten am 19. November 2019 Staatssekretärin Sawsan Chebli und der Lyriker und Publizist Max Czollek gemeinsam mit ELES-Geschäftsführer Jo Frank über Widersprüche, Dilemmata und Chancen politischen Handelns in der pluralen Gesellschaft. Die Veranstaltung fand zusammen mit dem jüdisch-muslimischen Think Tank Karov-Qareeb statt, den ELES gemeinsam mit dem Avicenna-Studienwerk seit diesem Jahr unter dem Dach der Dialogperspektiven aufbaut.
Der folgende Rückblick basiert auf Beobachtungen von Gil Shohat, ELES-Stipendiat und Teilnehmer von Karov-Qareeb.

Zu Beginn der Veranstaltung stellten die Podiumsgäste in kurzen Inputs ihre jeweiligen Positionen zum Thema dar. Während Sawsan Chebli in einem sehr persönlichen Impuls den Wandel ihres Verhältnisses zu deutscher Identität, ihre Rolle als eine Repräsentantin der muslimischen Community, insbesondere muslimischer Frauen und ihre Haltung zu Feminismus thematisierte, näherte sich Max Czollek dem Thema Identitätspolitik in seinem Input aus einer konzeptionellen Perspektive, in dem er diese in erster Linie als Fortschritt linken Denkens und linker Praxis versteht, die jedoch Gefahr liefe, durch Selbst-Essentialisierung zu erneuter Reduktion von Vielfalt zu führen, weshalb er für eine stärkere Betonung von Intersektionalität und den Kampf für Allianzen einsteht.

“Ich wollte mich lange nicht als Feministin bezeichnen, weil da antimuslimische Positionen so präsent waren, gegen Frauen mit Kopftuch z.B. Intersektionaler Feminismus hat mehr Frauen gewinnen können, mich zum Beispiel“.
Sawsan Chebli

„Die deutsche plurale Gesellschaft ist nicht von Vielfalt bedroht, sondern von den Rechten, die eben diese Vielfalt bedrohen. Entscheidend ist die Frage, wie wir auf Höhe der erreichten Erfolge weiterdenken, anstatt wieder zurückzufallen.“
Max Czollek

In der anschließenden Diskussion standen die Frage nach Integration, Strategien gegen den Rechtsruck und die Bedeutung von und Bedingungen für Minderheiten-Allianzen im Zentrum. Dabei zeigten sich vor allem bei der Bewertung des Integrationsbegriffs Differenzen zwischen den Podiumsgästen: Während Chebli für einen möglichst weit verstandenen Integrationsbegriff plädiert, der inklusiv und basierend auf einem Wertekanon als Konzept einer gemeinsamen Basis aller Mitglieder der deutschen Gesellschaft steht, forderte Czollek Solidarität statt Integration und eine Umverteilung von Verantwortung auf die aufnehmende Gesellschaft.

Video

Hier der Videomitschnitt der Veranstaltung vom Youtube-Kanal der Dialogperspektiven

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