Datum:
Montag, 28.11.2022, 18 Uhr
Veranstaltungsort:
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin
Möglichkeit zur Online-Teilnahme (Live-Stream).
erinnerung | bilden
Die Erinnerung an die Shoah ist in Deutschland mittlerweile fester Bestandteil öffentlicher Gedenkrituale. Im Gegensatz dazu ist die Erinnerung an den Porajmos bzw. Samudaripen (den Massenmord an den europäischen Sinti*zze und Rom*nja) immer noch keine Selbstverständlichkeit, weder im dominanzgesellschaftlich geprägten Erinnerungsdiskurs noch im Schulunterricht. Eine stärkere Anerkennung des Genozids an den Sinti*zze und Rom*nja ist also dringend erforderlich.
Gleichzeitig kann das deutsche »Gedächtnistheater«, wie es der Soziologe Y. Michal Bodemann in Bezug auf die Shoah genannt hat, nicht als Vorbild für eine würdige Erinnerung gelten. Stattdessen benötigen wir neue, vielfältige Formen des Erinnerns, in denen sowohl das Gedenken an die ermordeten Jüdinnen*Juden als auch an die Sinti*zze/Rom*nja sowie an weitere Opfergruppen einen Raum hat und miteinander verknüpft werden kann.
Doch Antisemitismus und Gadje-Rassismus – auch Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja oder Antiziganismus genannt – sind nicht nur in der Geschichte eng miteinander verbunden. Bei der Analyse historischer und aktueller Erscheinungsformen beider Ungleichheitsverhältnisse finden sich viele Ähnlichkeiten, z. B. in Bezug auf stereotypisierende Bilder und Projektionen, die eine gemeinsame Bearbeitung in schulischer und außerschulischer Bildung fruchtbar erscheinen lassen.
Das Projekt »Wie schaffst Du das?! – Erfahrungen mit Antisemitismus und Antiziganismus«, das der Verein BildungsBausteine bis Ende 2022 durchführt, widmet sich diesen Ähnlichkeiten, aber auch den Unterschieden in Geschichte und Gegenwart. Im Projekt wurden pädagogische Konzepte, Methoden und Materialien (weiter-)entwickelt, die Antisemitismus und Gadje-Rassismus zusammendenken und dabei an zentraler Stelle jüdische und romani Perspektiven einbeziehen. Erprobt wurden sie im Rahmen von medienpädagogischen Projektwochen an Schulen in unterschiedlichen Bundesländern.
Am letzten Projekttag führten die Schüler*innen Interviews mit Personen aus beiden Communitys über deren Erfahrungen und Strategien im Umgang mit Diskriminierung. Die daraus entstandenen Kurzfilme können in der schulischen und außerschulischen Bildung als Material von Jugendlichen für Jugendliche (und für Erwachsene) genutzt werden.
Zum Abschluss des Projekts möchten wir gemeinsam mit der Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD), in der junge Intellektuelle, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen neue Strategien und Visionen für ein pluralistisches Erinnern entwickeln, über Überschneidungen von Erinnerungskulturen und politischer Bildungsarbeit sowie über Spannungsfelder intersektionaler Ansätze diskutieren. Außerdem werden erstmals Ausschnitte aus den im Projekt entstandenen Interviewfilme präsentiert.
Im Gespräch:
Anita Awosusi
Bürgerrechtlerin und Autorin
Hamze Bytyçi
Schauspieler, Filmemacher, Aktivist und CPPD-Mitglied
Dmitrij Kapitelman
Schriftsteller und Journalist
Sarah Grandke (angefragt)
Historikerin
Moderation:
Max Czollek
Kurator der CPPD
Anmeldung unter info@bildungsbausteine.org
Flyer mit weiteren Informationen
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Santhi, DialoguePerspectives participant